Statistisch geht knapp alle sieben Tage ein großes Schiff auf den Weltmeeren verloren. Eine Ursache dafür: Monsterwellen, die wie aus dem Nichts auftauchen. Anders als bei Tsunamiwellen gibt es bislang keine Warn- oder Vorhersagemethoden für sie, denn die Wissenschaft weiß immer noch erstaunlich wenig über diese Freak Waves. Jahrhundertelang hielten viele Menschen Monsterwellen für Seemannsgarn. Erst seit 1995 ist es wissenschaftlich gesichert, dass sie existieren. Auf der Gasförderplattform Draupner in der Nordsee konnte ein Laser eine fast 26 Meter hohe Welle aufzeichnen. Laut der damals gängigen Wellenmodelle war das unmöglich. Quasi durch Zufall veränderte diese Welle die Forschung für immer. Drei Theorien haben Forschende über die Entstehung der Freak Waves im Blick. Als erstes kam das Strömungsmodell auf: Durch entgegengesetzte Strömungen nimmt die Wellenlänge ab, die Wellen werden zusammengedrückt - und türmen sich zur Riesenwelle auf. Allerdings entstehen Monsterwellen auch in Regionen ohne starke Strömungen. Wissenschaftler beschreiben deshalb einen zweiten Effekt: die Superposition. Bei diesem linearen Vorgang holen schnellere, längere Wellen kurze, langsamere Welle ein. Sie überlagern sich und bilden so Monsterwellen. Doch an einigen Orten tauchen Monsterwellen häufiger auf, als durch die lineare Theorie erklärbar ist. Deshalb wird seit einigen Jahren eine dritte Entstehungstheorie diskutiert: Bei der nichtlinearen Modulationsinstabilität wächst eine Welle durch einen hochkomplexen Energie-"Diebstahl" zu einer Monsterwelle heran. Gestritten wird, ob es die linearen oder nichtlinearen Effekte sind, die Monsterwellen auf dem offenen Meer entstehen lassen. Diese Frage ist elementar für die Schifffahrt: Denn je nichtlinearer es auf den Meeren zugeht, desto größer und gefährlicher sind Monsterwellen!