Verena und Markus Senn sind seit den wilden 1968ern ein Paar. Sie sind im Zürcher Oberland aufgewachsen und lernten sich als Lehrlinge auf der täglichen Zugfahrt zu ihren Lehrbetrieben in der Stadt Zürich kennen. Verena wollte Buchhändlerin werden, Markus Schriftsetzer. Die Musik und das Engagement für den Umweltschutz verbindet die beiden. In den 70er-Jahren schlossen sie sich den Bärglütli an, einer Gruppe von Aussteigern mit dem Ziel, in einem abgelegenen Tal im Wallis als Selbstversorger zu leben. Funktioniert hat es nicht, aber die Erfahrungen daraus waren wertvoll für ihre gemeinsame Zukunft. Sie gründeten eine Familie und nach langer Suche fanden sie 1986 zuhinterst im Tessin, in der Nähe eines fast ausgestorbenen Bergdorfs im Valle di Campo, eine Alp, von der sie so lange geträumt haben. "Für unsere sechs Kinder haben wir etwas anderes gesucht, als die Betonwelten einer Stadt", meint Verena. Doch für die Kinder war die neue Heimat nicht nur ein Paradies. Täglich waren sie über zwei Stunden mit dem Schulbus unterwegs. Die ersten Jahre auf 1400 Metern waren hart. Am Anfang lebte die Familie Senn mit ihren Kindern in Tipis. Im Winter fanden sie Unterschlupf im Pfarrhaus im Tal. Erst nach langem Kampf erhielten sie von den Tessiner Behörden eine Baubewilligung für ihr dringend benötigtes Haus. Nach und nach erweiterte die Familie Senn auf der Alp ihren kleinen Bauernbetrieb, baute Ställe für Kühe, Schafe, Ziegen und Hühner. Sie pflanzten Gemüse und Beeren, begannen Käse zu produzieren. Was sie nicht selbst zum Leben brauchten, verkauften sie auf dem Markt in Locarno. Jetzt, im AHV-Alter angekommen, bleibt für Verena und Markus die Sorge um die Hofnachfolge. Vor allem Markus ist bedrückt. Ausgerechnet an seinem Geburtstag bricht er zusammen und landet mit einem Burn-out im Spital. Fast zwei Jahre kämpft er gegen die Krankheit, derweil Verena und die Familie den Hof über Wasser halten. Markus sieht das Aussteigerprojekt heute auch kritisch: "Wir haben immer nur daran gedacht, wie wir auf den Berg kommen, aber nie, was wir machen, wenn wir oben sind". Von den Kindern lebt nur noch der 42-jährige Samuel auf dem Bergbauernhof. Die Verantwortung für die Zukunft des Hofs lastet auf seinen Schultern. Ob er es schaffen wird, weiss er selbst nicht. Seit Jahren wünscht er sich eine Familie. Aber welche Frau möchte so abgelegen leben? Was ist für ihn wichtiger, die Liebe oder der Traum seiner Eltern?