Im Westen der tibetischen Hauptstadt Kathmandu steht die Thrangu Tara Abbey, ein Kloster, in dem rund 230 Nonnen arbeiten und studieren. Sie gehören einem der vier großen tibetischen Orden an - dem Karma-Kagyu-Orden. Seit 2016 erleben tibetisch-buddhistische Nonnen so etwas wie eine Revolution: Sie gelten als gleichgestellt gegenüber den Mönchen - den Männern des Ordens - und dürfen Buddhas Lehre an klostereigenen Universitäten studieren. Wenn das männliche und das weibliche Prinzip miteinander in völliger Harmonie sind - so der buddhistische Glaube - kann daraus Frieden erwachsen. Viele Nonnen sind Waisen oder stammen aus ärmlichen Regionen. Im Kloster erhalten sie kostenlos Essen und Bildung - wie Ani Jamyang. Das Kloster ist ihre Heimat geworden. Alle Hingabe der Nonnen gilt aktuell dem Wohl ihres jüngst verstorbenen Meisters Thrangu Rinpoche. In allen Klöstern des Karma-Kagye-Ordens finden derzeit intensive Gebetszeremonien statt. Sie sollen die Wiedergeburt des Meisters begleiten - die nach Vorstellung der Gläubigen demnächst bevorsteht. Die Nonnen der Thrangu Tara Abbey wollen ihren Teil dazu beitragen und im Tempel ein Schutz-Mandala errichten - aus farbigem Sand. Mit der Fertigstellung residiert Göttin Vajrayogini - so die Vorstellung der Gläubigen - in ihrem Sandmandala-Palast. Nach einer Woche, so sind die Gläubigen überzeugt, wird sie wieder ausziehen. Danach wird das Mandala rituell zerstört. Diese Sichtweise fasst einen der Kerngedanken des Buddhismus zusammen: Nichts währt ewig. Deshalb sollte man früh lernen, alles woran das Herz hängt, auch wieder loszulassen.