Die Steuererklärung: Inquisition des Finanzamts oder bloßer Papierkram des Alltags? Zu Gast bei Patrick Boucheron ist Nicolas Delalande, Experte für Staatsgeschichte, wirtschaftliche Ungleichheit und soziale Solidarität im 19. und 20. Jahrhundert. Gemeinsam beleuchten die Historiker anhand der Steuererklärung die Geschichte des Machtverhältnisses zwischen staatlicher Kontrolle und dem Widerstand dagegen. Thematisiert werden sowohl historische Dokumente als auch die zeitgenössische elektronische Bearbeitung. Die Suche nach den Anfängen der Steuererklärung führt die beiden vor allem ins vergangene Jahrhundert: In Frankreich mussten die Bürgerinnen und Bürger im Jahre 1916 zum ersten Mal eine Einkommensteuererklärung abgeben - mit anfänglich großem Unverständnis. Nicolas Delalande analysiert Comics und Plakate, mit Hilfe derer öffentlich Kritik an der Steuerlast geübt wurde, und erklärt das Aufkommen von Steuerflucht und Steueroasen in den 1920er und 30er Jahren. Zum Schluss wirft die YouTuberin Manon Bril einen kritischen Blick auf die Aktualität: Während die Steuererklärung anfangs als staatliches Eindringen ins Privatleben empfunden wurde, scheint die Bevölkerung später den Internetgiganten ihre Daten blind anzuvertrauen. Welche Parallelen ergeben sich hier?