Gustav Mahlers Neunte ist ein Werk von epischen Ausmaßen, die letzte vollendete Symphonie des Meisters, seine letzte vollendete Komposition überhaupt. Es ist eine bittere Ironie der Geschichte, dass auch Mahler, der mit der Arbeit an einer neunten Symphonie befürchtete, eine mythische Schwelle zu übertreten und sein eigenes Testament zu komponieren, die Uraufführung seiner Neunten nicht mehr erlebte. Bruno Walter führte das Werk in Wien im Juni 1912 das erste Mal auf, mehr als ein Jahr nach Mahlers Tod. Nach der 8. Symphonie, der Symphonie der Tausend, kehrte der Komponist in seiner Neunten zu einem für seine Verhältnisse schlanken Orchesterapparat zurück, der eine sehr durchsichtige, abgeklärt-polyphone Klangwelt entstehen lässt. Mit dem spätromantischen Schwelgen in unendlichen Harmoniesphären früherer Werke hat sie kaum etwas gemein. Zudem entfernt sich Mahler immer mehr vom Tonalen hin zu einer harmonischen Schwerelosigkeit, die viele Kritiker als Abschied vom Irdischen und Todesahnung gedeutet haben. Mahler schrieb seine 9. Symphonie in seinem Refugium auf dem Lande im südtirolischen Toblach. Hier fand er die Ruhe zum Komponieren, hier war er mit sich, seinen Gedanken und der überwältigenden Natur allein. Mit Iván Fischer steht ein ausgewiesener Mahler-Spezialist am Pult. Er gründete die ungarische Gustav-Mahler-Gesellschaft und schuf mit dem von ihm 1983 ins Leben gerufenen Budapest Festival Orchestra einen Klangkörper, der eine ausgezeichnete Gesamtausgabe des symphonischen Opus Mahlers einspielte.