Bevor die Neandertaler vom Erdboden verschwanden, lebten sie für eine Dauer von rund 300.000 Jahren auf dem eurasischen Kontinent. Erst seit der Arbeit des Teams um Ludovic Slimak weiß man, dass Neandertaler auch in Südfrankreich lebten und hier wahrscheinlich sogar einige Jahrtausende mit Vertretern des anatomisch modernen Menschen zusammenlebten. In der Grotte Mandrin sind archäologische Fundstücke außergewöhnlich gut erhalten. Ausgrabungen beweisen, dass Menschen die Höhle rund 80.000 Jahre lang bewohnten. Die neue Forschungsmethode der Rußpartikelanalyse erlaubt eine präzise Aussage darüber, wie lange die Höhle bewohnt wurde. Zudem wurden in einer Ausgrabungsschicht, die 54.000 Jahre zurückgeht, ungewöhnliche Vertiefungen gefunden. Sie zeigen, dass die ersten Vertreter des Homo sapiens, die sich in der Höhle niederließen, mit Pfeil und Bogen jagten - und das 40.000 Jahre vor der bisher angenommenen Erfindung dieser Jagdmethode. 2015 wurde eine neue Entdeckung gemacht: In einer Schicht, die auf circa 10.000 Jahre nach der Ankunft des anatomisch modernen Menschen zurückgeht, wurden die fossilen Überreste eines Neandertalers gefunden. Sie zeigen, dass der Neandertaler in die Grotte Mandrin zurückgekehrt sein muss. Zunächst wurde seine DNA einer alten Neandertaler-Linie zugewiesen. Über einen Verwandten wurde dann aber eine neuere Abstammungslinie der Art in Südeuropa gefunden. Seither kann bei den späten Neandertalern von einem mediterranen Zweig gesprochen werden. Die Geschichte des Aufeinandertreffens zweier Arten der Gattung Mensch im Rhône-Tal ist ein archäologischer Thriller.