MDR
artour
Kultur, Magazin • 24.10.2024 • 22:10 - 22:40 heute Jetzt
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Originaltitel
artour - Das Kulturmagazin des MDR
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2024
Kultur, Magazin
Geschichten aus dem Kaffeehaus, erzählt von Bernd-Lutz Lange Sie haben sich rargemacht, die Kaffeehäuser. Aber - man mag es kaum glauben - es gibt sie noch. Es sind Räume zum Verweilen, zum Schauen, zum Kennenlernen, zum Plaudern, zum Lesen… Müßiggang. Selbstverständlich kann man zum Kuchen auch Kaffee trinken oder ein Glas Rotwein oder vielleicht einen Absinth. Diesem Ort hat Bernd-Lutz Lange, der Leipziger Kabarettist und Autor, jetzt ein ganzes Buch gewidmet. Geschichten, die er im Café erlebte, die ihm erzählt wurden oder auch Geschichten, die am Marmortisch vielleicht erfunden wurden. Sein "Café Continental" ist schon eine Erfindung. Es könnte in Wien, Zwickau oder in Erfurt liegen - im Art Déco oder Jugendstil. Allerdings ähnelt es, so steht es auch im Nachwort, dem Café Corso in Leipzig. Und da schließt sich der Kreis: Bernd-Lutz Lange, der im Sommer 80 Jahre alt wurde, kam als junger Mann nach Leipzig zum Studium, wurde stadtbekannt und rief als einer von den "Sechs von Leipzig" 1989 zu Gewaltfreiheit bei den Montagsdemonstrationen auf. Zeitgeschichte erwartet also den Leser des Buches "Café Continental - Geschichten und Plaudereien an Marmortischen", das soeben im Aufbau Verlag erschienen ist. Kunstfreiheit und Israel-Hass - euro-scene lädt Theaterstück aus Ist die Aufführung einer Performance, in der ein palästinensischer Künstler seine Lebensgeschichte zwischen Flüchtlingslager, Mitgliedschaft im islamischen Dschihad und in israelischer Haft erzählt, noch von der Kunstfreiheit gedeckt oder schon Terrorverharmlosung? Und darf ein mit öffentlichen Geldern gefördertes Tanztheaterfestival wie die euro-scene Leipzig so etwas auf die Bühne bringen? Nein, so das Bündnis "Artists Against Antisemitism Leipzig". Denn die Produktion "And here I am" des Freedom Theatre Jenin richte sich gegen die Verständigung von Palästinensern und Israelis und normalisiere den islamistischen Terror. Außerdem unterstütze das Freedom Theatre Jenin die israelfeindliche Boykottkampagne BDS und fordere eine kulturelle Intifada. Christian Watty, der Leiter der euro-scene, hielt anfangs noch dagegen. "Das Wort Intifada stößt uns hier auf, ja, mir auch. Aber das heißt erst einmal "Erhebung". Das gleich als Chiffre für Jihadismus zu nehmen, halte ich für vermessen. Widerstand an sich ist doch nicht gleichbedeutend mit Genozid.", sagte er dem Leipziger Stadtmagazin "Kreuzer". Inzwischen hat die euro-scene das Theaterstück ausgeladen. Warum? Und was bedeutet das für die Zukunft des Tanztheaterfestivals? Darüber spricht "artour" mit dem Festivalleiter und Kritikern. Ausblick Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 Am 25.10. wird das Programm für die Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 vorgestellt. Das Motto:"C the Unseen", also das Ungesehene sichtbar machen. Man wollte der "stillen Mitte der Gesellschaft" nach den rechtsradikalen Ausschreitungen 2018 eine Stimme geben - das war die Vision, die die Jury in der Bewerbung damals überzeugte. Bisher gab es viel Kritik: Teile der Stadt fühlten sich vom Programm ausgeschlossen, Projekte mit internationalem Renommée fehlen, es gäbe keine klare Linie. Was also ist von Chemnitz zu erwarten? Und kann mit der selbstverordneten Bürgerbeteiligung der große Wurf gelingen? Das Kunstprojekt #3000Garagen, das am Freitag als einer der Programmhöheunkte für das Kulturhauptstadtjahr offiziell vorgestellt wird, soll beides verbinden: europäische Strahlkraft und Bürgerdialog. Der Künstler Martin Maleschka, hatte in mehreren "Garagensprechstunden" Leihgaben aus Chemnitzer Garagen eingesammelt. Also Dinge, die normalerweise hinter den Garagentüren versteckt sind. Sie werden Eingang finden in die Installation "Ersatzteillager" im Museum für Sächsische Fahrzeuge. Auch die Geschichten hinter den Fundstücken sollen ins Kunstwerk einfließen. "artour" stellt das Projekt vor und spricht u.a. mit Martin Maleschka und Stefan Schmidtke, dem Geschäftsführer für das Programm Chemnitz 2025. "Riefenstahl" Der Dokumentarfilm "Riefenstahl" über die Filmregisseurin Leni Riefenstahl kommt am 31. Oktober ins Kino. Regisseur Andres Veiel und Produzentin Sandra Maischberger zeigen eine Frau, die in schönen und triumphalen Bildern dem Hitlerfaschismus gehuldigt hat, sich aber keiner Fehler oder gar Schuld bewusst war. Vor 21 Jahren ist sie gestorben, ihr Privatarchiv ging vor einigen Jahren an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Historiker und das Filmteam haben es ausgewertet, und herausgekommen ist das Porträt einer Populistin, die sich ihre Wahrheit zurecht manipulierte. Kulturkalender