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kulturMontag
Kultur, Magazin • 12.08.2024 • 22:55 - 23:40
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Originaltitel
kulturMontag
Produktionsland
A
Produktionsdatum
2024
Kultur, Magazin
"Des zaht ma guad – Neue Ausgabe der Dialekt-Reihe "Sog amoi" in Salzburg Dialekt ist Ausdruck regionaler Identität, Symbol des Dazugehörens und der Abgrenzung. Was ein Dialekt ist und was eine Sprache, das bestimmt letztlich die Sprachgemeinschaft selbst. Im viertkleinsten Bundesland Österreichs, in Salzburg gibt es sprachlich deutliche Unterschiede, wie eine neue Ausgabe der Dialektreihe "Sog amoi" zeigt. Ihr "Soizbuag" mit der malerischen Landschaft, den herrlichen Seen und den traumhaften Bergen finden die Bewohner:innen "gwandt" - schön eben. Wenn sie dem Ganzen noch eine Krone aufsetzen wollen, weil etwas regelrecht überragend ist, dann wird die Steigerung "Des zaht ma guad!" verwendet. Schwieriger wird es schon , wenn man tiefer in die sprachliche Vielfalt der fünf Regionen Flachgau, Tennengau, Pinzgau, Lungau und Pongau eintaucht. Allein das Wort Mädchen bewegt sich zwischen "Mötz", "Diandl" und "Mädl". Ob man sich damit an der Salzach bewusst vom ostösterreichischen "Madl" absetzen will? Oder hat das damit zu tun, dass das Bundesland erst seit 1816 zu Österreich gehört? Einer der es wissen muss ist Sprachwissenschafter Peter Mauser der Salzburger Universität. Der Germanist hat ein Buch mit dem Titel "Wiarach ba ins ret" – ins Deutsche übersetzt: "wie man bei uns redet". Darin dokumentiert er den Status Quo der heimischen Mundart und analysiert, warum etwa der Lungau von Kärnten und der Steiermark beeinflusst ist und der Pinzgau mehr von Tirol. Auch für Regisseur Adrian Goiginger ist der Dialekt seiner Heimat eine Art Kunst des Authentischen, hat er doch seinen Debütfilm "Die beste aller Welten" nicht nur in Salzburg gedreht, sondern auch im Salzburger Dialekt mit Salzburger Darstellern, allen voran mit der großartigen Verena Altenberger. Der "kulturMontag" hat den erfolgreichen Jung-Regisseur in seiner Volkschule in Grödig zum Interview getroffen. Hoffnung auf rasches Glück – Peter Sellars "Der Spieler" bei den Salzburger Festspielen Die wirtschaftliche Situation weltweit ist angespannt, Unsicherheit und Angst sind allgegenwärtig. Bei den Salzburger Festspielen steht Sergej Prokofjews Oper "Der Spieler" erstmals auf dem Programm und weist dabei eine verblüffende Relevanz und Aktualität auf. Das zeitlose Werk basiert auf dem 1867 erschienenen Roman Fjodor Michailowitsch Dostojewskis, der in seinen vielschichtigen Büchern einen profunden Einblick in die gesellschaftliche Situation im Russland des 19. Jahrhunderts gibt und von Krisen, Konflikten und menschlichen Abgründen erzählt. In der Geschichte dreht sich alles um eine Gruppe von Menschen im fiktiven Kurort "Roulettenburg", die kurz vor dem finanziellen Ruin stehen und auf den Geldsegen einer umfangreichen Erbschaft warten. In der Figur des Hauslehrers Alexej Dostojewski thematisiert Dostojewski seine eigene Spielsucht. Der Schriftsteller war ein armer Student, als er durch Europa reiste und in jedes Casino, in jede Spielhalle ging. Ein wütender junger Mann, der den westlichen Kapitalismus und seine Fehler kritisierte. Die 1860er-Jahre brachten das Scheitern aller Revolutionen. Der Kapitalismus gewann, aber auf traurige Weise. "Aber wie viele Milliardäre gibt es in unserer Zeit, die unser Geld in der Tasche haben?", fragt Peter Sellars und ist überzeugt davon, dass sich das System seither nicht verändert hat. Alles sei ein Spiel, auch die Weltpolitik, ist der US-amerikanische Regisseur überzeugt. Prokofjew komponierte die Oper 1916 und 1917 in Russland, als sich die Revolution schon abgezeichnet hat. In seiner Musik spiegeln sich die Dringlichkeit, die Energie und tiefen Emotionen wider. Für Peter Sellars handelt die Oper auch vom Widerstand gegen ein System, die Weltordnung und eine korrupte Herrschaft . Im Schein der Nordlichter – Schlaflos in Europas Kulturhauptstadt Bodø Hier erliegt man dem Zauber der Mitternachtssonne und der Finsternis der Polarnacht, der atemberaubenden Naturkulisse von Fjorden und der Bergkulisse mit ihren spektakulären Gletschern – das Meer, die Küstenkultur und die unberechenbare Wildnis machen Bodø zu einem wahren Juwel am Polarkreis. Die norwegische – mit nur 52 000 Einwohnern – Mini-Metropole ist die erste Europäische Kulturhauptstadt nördlich des Polarkreises. Mit mehr als 1000 Veranstaltungen will diese gemeinsam mit der umliegenden Region Nordland Europa zeigen, dass man nicht nur über eine atemberaubende arktische Natur, sondern auch eine ansprechende Kultur verfügt. Auf mehr als 500 000 Besucher:innen hoffen die Veranstalter im Laufe des Jahres - und auf die "längste Party der Welt". Die Region ist riesig und hebt sich vom Rest des Landes ab: Wer Nordland von Nord nach Süd durchfährt, der legt gut 800 Kilometer zurück - das entspricht etwa der Strecke von Wien nach Hannover. Unter dem Titel "articulation" – "arctic, art, culture and communication" hatte man sich als Kulturhauptstadt beworben und gegen Mostar und Banja Luka durchgesetzt. Galt die 1816 gegründete größte Stadt der Provinz Nordland bisher vor allem als Ausgangspunkt für Wandertouristen, die die Lofoten ansteuerten, macht sich der mittlerweile pulsierende arktische Kultur-Hotspot nun selber zum Reiseziel. Im Mittelpunkt der lebendigen Kulturszene Bodøs stehen das preisgekrönte Kulturzentrum Stormen mit einem hochmodernen Konzertsaal, das jährliche Musikfestival Parken, arktische Street-Art und reiche kulinarische Traditionen. 2024 soll das Kulturhauptstadtjahr das größte nordnorwegische Kulturprojekt aller Zeiten werden, das alle fünf Regionen Nordnorwegens – Salten, die Lofoten, die Vesterålen, Ofoten und Helgeland – sichtbar macht. Die Kultur der Samen, des indigenen Volkes in der Region, soll u. a. mit einer Theatertrilogie in den Fokus rücken. Darüber hinaus will man die nachhaltigste Europäische Kulturhauptstadt sein.